Eisenbahnmuseum Bochum
Industriekultur unter Dampf
Eisenbahn-Romantik in ihrer schönsten Form: Im Eisenbahnmuseum Bochum, dem größten privaten Museum seiner Art in Deutschland, können Besucher auf 70.000 Quadratmetern mehr als 120 Schienenfahrzeuge aus der Zeit von 1853 bis heute erleben. Und das teils sogar in Aktion und "unter Dampf". Heimat des überregional bekannten Museums ist das Bahnbetriebswerk (Bw) Bochum-Dahlhausen von 1816, wo bis 1925 Lokomotiven aus dem Umland geprüft und repariert wurden; erst dann erhielt das Bw eigene Loks und Fahrpersonal. Und auch heute noch sind hier Menschen am Werk, für die Bahnen und Züge nicht nur Hobby sind, sondern echte Leidenschaft.
Der Historie verpflichtet
Das Ziel ist klar: Die 1967 gegründete Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e.V. (DGEG) hat sich der Beschaffung und Bewahrung von eisenbahngeschichtlich wertvollen Fahrzeugen und Objekten verpflichtet. 2011 wurde von der DGEG und der Stadt Bochum die "Stiftung Eisenbahnmuseum Bochum" gegründet, die heute das Museum betreibt und es weiter ausbaut.
Knotenpunkt des Bahnverkehrs
Mit dem Bau der Zweigbahn Steele – Dahlhausen/Ruhr durch die Bergisch-Märkische Eisenbahngesellschaft (BME) erhielten mehrere Zechen im Ruhrtal 1863 Anschluss an das rasch expandierende Eisenbahnnetz. Der Bahnhof Dahlhausen entwickelte sich schnell zu einem wichtigen Knotenpunkt des Güter- und Personenverkehrs im Ruhrtal. Zwischen 1912 und 1918 entstanden, teilweise errichtet von Kriegsgefangenen, der Rangier- und der neue Personenbahnhof sowie das Bahnbetriebswerk (Bw) samt Lokschuppen mit Drehscheibe, Wasserturm, Kohlelager und Werkstätten. Hauptleistung der von hier eingesetzten Dampflokomotiven war der schwere Güterzug-Streckendienst, wobei der Kohleverkehr eine entscheidende Rolle einnahm. Mit Schließung benachbarter Bw stieg der Personal- und Lokomotivbestand deutlich an. Der höchste Stand wurde 1957 mit 522 Mitarbeitern und 35 Dampflokomotiven erreicht.
Bescheidene Anfänge als Museum
Mit der Schließung der Zeche Vereinigte Dahlhauser Tiefbau 1965 verlor auch der Güterbahnhof Bochum-Dahlhausen an Bedeutung. Der Rangierbetrieb wurde 1973 eingestellt; vier Jahre zuvor war das Bw geschlossen worden und diente bis 1982 nur noch zur Ausbesserung von Güterwagen. Fahrt hingegen nahm 1969 die museale Nutzung des Geländes auf, das über ein besonderes Plus verfügte: einen Zugang zum Schienennetz der Bundesbahn. Aus drei Lokständen entwickelte sich eine beachtliche Fahrzeugsammlung, die 1977 als "Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen" offiziell eröffnet wurde. Sieben Jahre später wurden das Bw unter Denkmalschutz gestellt.
Das Eisenbahnmuseum steht wie kein zweiter Ankerpunkt der Route für die enge Verbindung von Eisenbahngeschichte und sich entwickelnder Montanindustrie im Ruhrgebiet.
Beeindruckender Fahrzeugbestand
Mit mehr als 120 Schienenfahrzeugen im Bestand begeistert das Eisenbahnmuseum Bochum ganze Generationen von Eisenbahnfans: Typisch für das Ruhrgebiet sind etwa die Dampflokomotiven der Preußischen Staatsbahn wie die Güterzuglok der Reihe G 8.1 – 55 3345, die Tenderlok der Reihe T12 – 74 1192 oder die Personenzuglok P8 – 38 2267, die wohl gelungenste Lokomotive des Konstrukteurs Robert Garbe aus dem Jahr 1918. Beliebt vor allem bei jüngeren Besuchern ist der "Schweineschnäuzchen" genannte Wismarer Schienenbus. Das jüngste Exponat des Hauses gleichwohl überzeugt vor allem mit seiner Schnelligkeit: die Magnetschwebebahn "Transrapid 06". Viele Fahrzeuge werden aufgearbeitet und kommen regelmäßig bei Veranstaltungen zum Einsatz.
Das Eisenbahnmuseum Bochum ist Standort folgender Themenrouten:
Tipps für Ihren Besuch
Menschen und Macher: Friedrich Harkort
Friedrich Harkort
Er gilt als "Vater des Ruhrgebiets": Friedrich Wilhelm Harkort, 1793 geboren, war ein Industriepionier, wie er im Buche steht. Der Kaufmann gründete 1819 gemeinsam mit dem Bankier Johann Heinrich Daniel Kamp in Wetter die "Mechanischen Werkstätten", die sich auf Dampf- und Textilmaschinen, ab 1825 auch auf den Eisenbahnbau, insbesondere von Kohlenbahnen, spezialisierte.
Industrielle Entwicklungen, die den Kohlenabbau im Tiefbauverfahren erst maßgeblich ermöglichten. 1828 gründete er unter anderem gemeinsam mit Nikolaus Egen und Ludwig Mohl, seinem Schwager und Betreiber des Kupferhammers im Deilbachtal in Essen, die erste deutsche Eisenbahn-Aktiengesellschaft: die Prinz-Wilhelm-Eisenbahn-Gesellschaft. Harkort starb 1880 in Hombruch.