Innenhafen Duisburg
Vom Umschlagplatz zur Ausgehmeile
Mit Mühlenwerken und Speichern entwickelte sich um 1900 am Duisburger Innenhafen das Zentrum des deutschen Getreidehandels, der "Brotkorb des Reviers". Seine wechselvolle Geschichte - geprägt von Niedergang und Neubeginn - steht beispielhaft für gelungenen Strukturwandel im Ruhrgebiet. Basierend auf dem Masterplan des britischen Star-Architekten Sir Norman Foster entstand zuletzt ein pulsierendes neues Stadtquartier am Wasser, das (Industrie-)Kultur, Freizeit, Arbeit und Wohnen gelungen miteinander verbindet. Die Initialzündung gab auch hier in den 1990er-Jahren die Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park.
Dreigeteiltes Hafengebiet
Der Innenhafen gliedert sich in drei Abschnitte. Die beiden älteren im Westen gingen aus dem ehemaligen Ruhrkanal hervor, mit dem die Duisburger Mitte des 19. Jahrhunderts Anschluss an die Ruhr-Schifffahrt erhalten wollten. Der jüngste Abschnitt ist die 1893 gebaute Verlängerung des Hafenbeckens nach Osten. Der so entstandene Innenhafen wurde rasch zu einem der wichtigsten Umschlagplätze der Region.
Handel mit Kohle und Holz
Duisburger Kaufleute und Bürger investierten in die eigene Zukunft, als sie sich finanziell zunächst in den Rheinkanal - den späteren Außenhafen - einbrachten. Der 1832 eingeweihte Kanal sollte ihnen erneut den Anschluss an den Rhein sichern, nachdem dieser nach 1200 verlandet war und sein Flussbett weiter nach Westen zu Gunsten der Stadt Ruhrort verlegt hatte. Zwölf Jahre später wurde dann der Ruhrkanal eröffnet und mit ihm der Hafen, der zunächst als Umschlagplatz für Kohle diente. Nach Einführung der Eisenbahn erwies sich jedoch ein anderes Produkt als deutlich lukrativer: Holz war sowohl im aufkeimenden Schienenverkehr als auch in der Montanindustrie ein gefragtes Gut. Angeliefert wurde es vor allem aus dem Spessart und dem Schwarzwald. Zwischen 1889 und 1893 entstand ein eigener Holzhafen mit eigenen Dampfsägemühlen und Hobelwerken; der Ruhrkanal wurde zum Innenhafen ausgebaut.
Brotkorb des Reviers
Neue Säge- und Transportmethoden sowie steigende Bevölkerungszahlen läuteten einen erneuten Wandel ein: Als Drehscheibe des Holzhandels hatte der Hafen ausgedient. Stattdessen expandierte die Getreideindustrie, um Nahrungsengpässe in den Industrieregionen des Ruhrgebiets aufzufangen. Mühlen und Silos nahmen fortan Getreide aus Süd-Russland, den Donauländern, aus Nordamerika und Indien auf. Zur Jahrhundertwende florierte im "Brotkorb des Reviers" die größte Mühlenindustrie Deutschlands, die sich bis in die 1960er-Jahre halten konnte. Dann schwandt die wirtschaftliche Kraft des Hafens erneut. Neue Konzepte mussten her. Das Ziel: ein Dienstleistungspark.
Als Ankerpunkt steht der Innenhafen heute für die innovative Verbindung von Baudenkmälern, moderner Architektur und vielfältiger Nutzung.
Attraktives neues Stadtquartier
Erste Ansätze zur Umgestaltung des Innenhafens durch eine eigene Entwicklungsgesellschaft Mitte der 1990er-Jahre wurden durch die IBA Emscher Park fortgeführt. Sir Norman Foster entwickelte die Pläne für einen multifunktionalen Dienstleistungspark. Heute beherbergen die Speicheranlagen eine eigene Marina, eine abwechslungsreiche Gastronomie-Szene sowie renommierte Museen und das Landesarchiv NRW. Für Besucher werden unter anderem Führungen zur Geschichte und zur Architektur des Innenhafens angeboten. Rundfahrten vom Steiger Schwanentor aus führen zudem direkt in den Duisburger Hafen, den größten Binnenhafen der Welt. Regelmäßige Veranstaltungen wie das Innenhafenfest mit der weltgrößten Drachenboot-Fun-Regatta, der Marina-Markt, die ExtraSchicht oder das KinderKulturFestival beleben das neu entstandene Stadtquartier zusätzlich.
Der Innenhafen Duisburg ist Standort folgender Themenrouten:
Tipps für Ihren Besuch
Landfermannstraße 6, 47051 Duisburg
Größter Binnenhafen der Welt
Der Innenhafen Duisburg gehört zu einem weitläufigen Hafensystem zwischen Duisburg-Ruhrort und Duisburg-Rheinhausen. Die Duisburg-Ruhrorter Häfen, unmittelbar an der Mündung der Ruhr in den Rhein gelegen, gelten als größter Binnenhafen der Welt und als Logistikdrehscheibe Europas. Das Hafenareal zieht sich über 40 Kilometer Uferlänge und umfasst insgesamt 21 Hafenbecken. Eigentümerin und Betreiberin ist die Duisburger Hafen AG - duisport; vor Ort beschäftigt sind etwa 36.000 Menschen.
Menschen und Macher: Mathias Stinnes, Sir Norman Foster
Mathias Stinnes
Mathias Stinnes wurde 1790 in Mülheim in eine Familie von Ruhrschiffern hineingeboren und lernte den Beruf selbst von der Pike auf: als Schiffsjunge auf dem väterlichen Kahn und als Schiffergehilfe im Ruhrkohlentransport. Mit 18 Jahren legte er mit einer Kohlenhandlung und Reederei den Grundstein für eines der erfolgreichsten Unternehmen des Ruhrgebiets. 1845, im Jahr seines Todes, galt er als größter Binnenreeder Europas. Schon früh hatte Stinnes zudem das Potenzial des Bergbaus erkannt. Seine Zeche Graf Beust in Essen, eine der ersten Tiefbauzechen der Region, blieb bis 1965 in Betrieb.
Sir Norman Foster
Der britische Architekt Sir Norman Foster, 1935 in Manchester geboren, zeichnet international für eine Vielzahl an High-Tech-Architektur-Projekten verantwortlich, darunter die "Millennium Bridge" in London oder das "HSBC-Hochhaus" in Hongkong. In Deutschland ist er bundesweit mit seinen Arbeiten vertreten, beispielsweise in Berlin, wo er das Reichstagsgebäude zwischen 1994 bis 1999 in ein modernes Parlamentsgebäude umgestaltete. Auch Duisburg hat er in den 1990er-Jahren architektonisch entscheidend geprägt: Auf seinem Masterplan fußte die Neuausrichtung des Innenhafens; aus seiner Feder stammen spektakuläre Gebäude wie das "Foster-Schiff" oder der "Tec-Tower". 1992 wurde Foster zum Ehrenmitglied des Bundes Deutscher Architekten ernannt; drei Jahre später erhielt er den Verdienstorden des Landes NRW.