„Bergmannsleben von A-Z“ (1956)
Als Werbefilm für Nachwuchskräfte produziert, gibt „Bergmannsleben von A-Z“ aus Sicht der Bergbauindustrie Einblicke in die Arbeits- und Lebenswelten der Bergleute auf dem Höhepunkt des Kohlebooms in der Nachkriegszeit. Er dokumentiert zugleich Anlagen und Einrichtungen der Duisburger Zeche Walsum.
„Wirtschaftswunder“ und Vollbeschäftigung
Mitte der 1950er Jahre war im Zeichen von „Wirtschaftswunder“ und Vollbeschäftigung die harte Arbeit unter Tage nicht sonderlich attraktiv. Gerade die Zeche Walsum am Niederrhein, die nach Kriegsende expandierte, litt unter Arbeitskräfteknappheit und hoher Personalfluktuation. Deshalb konnte sie ihre Förderkapazitäten, die mit der Inbetriebnahme des Schachtes „Wilhelm“ im Januar 1956 bestand, bei weitem nicht ausnutzen. Um gezielt junge Leute für den Beruf des Bergmanns und für die Zeche zu gewinnen, ließ die Bergwerksgesellschaft Walsum deshalb den Film „Bergmannsleben von A-Z“ produzieren.
Vorzüge des Bergmannsberufes
„Du weißt also noch nicht, was du werden willst?“, so fragt ein Bergmann einen Jungen. Das ist der Ausgangspunkt, um dem Jungen und damit dem Zuschauer die vielfältige Arbeits- und Lebenswelt der Bergleute nahezubringen. Die vorbildliche Fürsorge des Werkes wurde ebenso in den Vordergrund gestellt wie der hohe Mechanisierungsgrad unter Tage – manuell arbeitende Bergleute sind kaum zu sehen. Erwähnt werden die hohen Löhne und beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten, der Werkswohnungsbau und die lebenslange Absicherung durch die Werksfürsorge. Schließlich wird die Region um das Bergwerk herum als alte und – so das Ziel – neue Heimat für die Walsumer Bergleute präsentiert.
Krise und Stilllegung
Auch die Zeche Walsum wurde im Zuge der Kohlekrise in die 1968 als neue Einheitsgesellschaft gegründete Ruhrkohle AG integriert, die eine Gesamtstrategie für die in Not geratene Branche entwickeln und die notwendigen Anpassungen umsetzen sollte. 2004 förderten auf Walsum 3.000 Mitarbeiter noch 2 Mio. Tonnen Kohle. Allerdings wuchsen in der Bevölkerung aus Angst vor unkontrollierten Bergsenkungen im Umfeld der Rheindeiche die Proteste gegen den Bergwerksbetrieb. 2006 erfolgte der endgültige Stilllegungsbeschluss. Mit der am 1. Juli 2008 verfahrenen letzten Schicht endete die Ära des Bergbaus auch in Duisburg.
Dr. Stefan Przigoda, Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok)
Filmografische Angaben
Produzent: Deutsche Industrie- und Dokumentarfilm GmbH, Düsseldorf (Dido-Film)
Auftraggeber: Bergwerksgesellschaft Walsum mbH, Walsum/Niederrhein
Produktionsjahr: 1956
Produktionsleitung: Hans Joachim Ruths
Idee und Text: Otto Brues
Drehbuch: Dieter Werner
Regie: Bert Brandt
Musik: Paul Coenen
Kamera: Erich Berger, Heinz Sasse, Alexander Treleani
Schnitt: Georges Klotz
Laufzeit: 29 Minuten
Format: 16-mm-Lichtton, Schwarz-Weiß
Archiv: Montanhistorisches Dokumentationszentrum/Bergbau-Archiv Bochum des Deutschen Bergbau-Museums Bochum & Stiftung zur Industriegeschichte Thyssen, Duisburg
Kontakt
Montanhistorisches Dokumentationszentrum (montan.dok)
beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum
Dr. Stefan Przigoda
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
Fon 0234.5788-118
stefan.przigoda@bergbaumuseum.de
Stiftung zur Industriegeschichte Thyssen
Astrid Dörnemann M. A.
Friedrich-Ebert-Straße 12
47119 Duisburg
Fon 0203.987264-70
stiftung-zur-industriegeschichte-thyssen@thyssenkrupp.com
Tagesanlagen des Verbundbergwerks Walsum mit den Schächten „Franz“ und „Wilhelm“, Foto: Josef Stoffels, undatiert (ca. 1950-1957)
Ausbildung von Berglehrlingen auf der Zeche Walsum, undatiert